Was ist Teamentwicklung – wie ist die Definition?
Überall wird von Teamentwicklung gesprochen. Auch das Internet und die Literatur sind voll von Artikeln, die sich mit Teamentwicklung, Methoden und Teambildung beschäftigen. Aber was genau ist das überhaupt? In den meisten Artikeln findest du viele wichtige Aspekte zum Thema, aber leider keine klare Definition. Auch der Wikipedia-Artikel liefert keine eindeutige, sondern eher mehrere unterschiedliche Definitionen.
Deshalb haben wir unsere eigene Definition von Teamentwicklung verfasst. Diese Definition ist unsere Zusammenfassung aller gesichteter Quellen.
<div class="definition">Teamentwicklung dient der Verbesserung der individuellen Effektivität sowie der Effektivität als Team auf der Basis einer vertrauensvollen Zusammenarbeit durch Förderung wahrnehmbarer Veränderungen mit dem Ziel, das neue Verhalten nachhaltig zu verankern.<span>Definition Teamentwicklung</span></div>
Zugegeben: Im ersten Moment klingt die Definition von Teamentwicklung vielleicht ein wenig kompliziert. Aber keine Sorge – nach meinem Artikel wirst du merken: so schwierig und kompliziert, wie Teamentwicklung möglicherweise auf dich wirkt, ist sie gar nicht.
Deshalb beschäftigen wir uns zunächst mit Argumenten und Zielen einer Teamentwicklung. Anschließend tauchen wir in die Phasen der Teamentwicklung nach Tuckman ein. Danach zeige ich dir unsere Methode für Teamentwicklung, die dir helfen wird, dein Team zielgerichtet zu entwickeln.
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Warum Teamentwicklung so wichtig ist
Vielleicht fragst du dich: "Warum das alles?". Wenn ich über die Ziele von Teamentwicklung nachdenke, fallen mir spontan sechs Gründe ein, die dir ihre große Bedeutung für dein Team und deine Organisation verdeutlichen:
- 1. Effizienz & Produktivität
- 2. Innovationen
- 3. Bessere Anpassungsfähigkeit
- 4. Motivation & Zufriedenheit
- 5. Weiterentwicklung von Teammitgliedern
- 6. Umgang mit Konflikten
Schauen wir uns die Vorteile von Teamentwicklung und ihren Methoden im Detail an:
1. Effizienz & Produktivität
Weit entwickelte Teams, sogenannte High Performing Teams, arbeiten effizienter und erzielen wertstiftendere Arbeitsergebnisse, als es Einzelpersonen oder nicht entwickelte Teams jemals schaffen könnten.
Dafür müssen du und deine Organisation dabei helfen, Hindernisse aus dem Weg zu räumen, Entscheidungskompetenzen sukzessive an das Team übertragen und es mit allen notwendigen Fähigkeiten ausstatten. Nur dann hat die Teamarbeit Vorteile und nur dann können sich Hochleistungsteams überhaupt entwickeln.
2. Innovationen
Im Rahmen der Teamentwicklung wird an der sicheren Atmosphäre im Umgang miteinander gearbeitet – die sogenannte psychologische Sicherheit. Fühlen sich Teammitglieder psychologisch sicher genug, sind sie eher dazu bereit, ihre Meinung offen zu äußern, Entscheidungen zu treffen, Risiken zu übernehmen und Experimente zu wagen. Hierdurch verfolgen sie in der Regel auch kreativere und innovativere Lösungsansätze.
3. Bessere Anpassungsfähigkeit
Gut entwickelte Teams können schneller auf Veränderungen und neue Anforderungen ihrer Kundinnen und Kunden reagieren. Ein wichtiger Aspekt für die Zufriedenheit seiner Kunden – und somit für den Erfolg einer Organisation.
4. Motivation & Zufriedenheit
Teammitglieder, die ihren Aufgaben ohne Hindernisse nachgehen und eigenständig damit zusammenhängende Entscheidungen treffen können, ein hohes Vertrauen seitens der Organisation spüren und merken, dass ihre Arbeit einen Sinn hat, sind motivierter und zufriedener. Deshalb ist die Entwicklung eines solchen modernen und sinnstiftenden Arbeitsumfelds ein wichtiger Bestandteil von New Work. Ein wichtiges Argument im Kampf gegen den Fachkräftemangel.
5. Weiterentwicklung von Teammitgliedern
Durch den zunehmenden Austausch von Wissen und Erfahrung im Team sowie durch die gemeinsame Zusammenarbeit der Teammitglieder hilft Teamentwicklung dabei, diese kontinuierlich zu fordern, zu fördern und weiterentwickeln.
6. Umgang mit Konflikten
Teamentwicklung hilft, konstruktiv mit Konflikten umzugehen, eine hierfür hilfreiche Kommunikation zu fördern und zwischenmenschliche Probleme aus dem Weg zu räumen, bevor sie einen schwerwiegenden und möglicherweise nachhaltigen Schaden anrichten können. Hierdurch machen deine Teammitglieder die Erfahrung, dass Konflikte gar nicht schlimm sind und zeitnah bearbeitet werden sollten.
Würden sie zeitnah bearbeitet und aus ihnen gelernt werden, wäre das meiner Meinung nach ein gutes Arbeitsumfeld, in dem es sich gut anfühlen könnte, zu arbeiten. Oder wie siehst du das? Übertrieben formuliert könnte man fast meinen, dass Konflikte eine wertvolle Teamentwicklung Methode wären.
Du siehst: Mit den Zielen, die Teamentwicklung verfolgt, hat sie viele Vorteile – für dich, dein Team und deine Organisation.
Diese Chancen solltest du dir nicht entgehen lassen, oder? Deshalb schauen wir uns jetzt die Phasen der Teamentwicklung nach Tuckman an.
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Phasen der Teamentwicklung nach Tuckman
Viele Führungskräfte, Scrum Master, Agile Coaches und Team-Coaches, die für die Entwicklung eines oder mehrerer Teams verantwortlich sind, kennen das Phasenmodell von Tuckman – manchmal auch Teamuhr genannt. In seinem Modell beschreibt Bruce Tuckman die fünf Phasen der Teamentwicklung:
- 1. Forming
- 2. Storming
- 3. Norming
- 4. Performing
- 5. Adjourning
Zum Ablauf: Die fünf Phasen der Teamentwicklung beginnen bei der Gründung und Formung des Teams (Phasen: Forming, Storming, Norming). Von dort geht es in die produktivste Phase, dem sogenannten Performing. Anschließend findet mit dem Adjourning die Auflösung des Teams statt. Schauen wir uns die fünf Phasen etwas genauer an.
1. Forming
In der ersten Phase lernen sich deine Teammitglieder kennen. Sie entwickeln erste Beziehung untereinander und versuchen für sich zu klären, was ihre konkrete Rolle oder Aufgabe im Team sein sollen. Deshalb herrscht in dieser Phase der Teamentwicklung oftmals Unsicherheit über Rollen und Verantwortlichkeiten.
2. Storming
Deine Teammitglieder haben unterschiedliche Ideen, Auffassungen oder Arbeitsstile, um an Themen und Aufgaben heranzugehen. Da bisher jedoch nur wenig darüber gesprochen wurde, wie Dinge angegangen werden sollen, kann es in der zweiten Phase zu Konflikten und Meinungsverschiedenheiten kommen.
3. Norming
In der dritten Phase der Teamentwicklung beginnen deine Teammitglieder damit, sich auf gemeinsame Ziele und Vorgehensweisen zu einigen. Auch gemeinsame Werte und Teamregeln, mit denen die Erwartungen an den Umgang miteinander explizit gemacht werden, werden im Team erarbeitet und zunehmend mit Leben gefüllt.
4. Performing
Die vierte Phase ist gleichzeitig auch das Ziel einer erfolgreichen Teamentwicklung. Es ist die Phase, in der dein Team am produktivsten und effektivsten zusammenarbeitet. Hierfür hat es zum Beispiel klare Rollen und Verantwortlichkeiten definiert.
5. Adjourning
Dein Team hat seine gemeinsamen Ziele erfolgreich erreicht. Deshalb wird es in der fünften und zugleich letzten Phase aufgelöst. Bevor das passiert, werden Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Zusammenarbeit reflektiert – beispielsweise mithilfe einer Retrospektive. All diese Erkenntnisse können dann anschließend bei zukünftigen Teamentwicklungen berücksichtigt und angewandt werden.
Tuckman lag zum Teil mit Phasen der Teamentwicklung falsch
Soweit mein kurzer Einblick in die fünf Phasen der Teamentwicklung von Bruce Tuckman. Aus meiner eigenen Erfahrung finde ich das Phasenmodell von Tuckman und seine Phasen eher weniger hilfreich, um ein starkes und selbstorganisiertes Team zu entwickeln. Interessanterweise wurden meine eigenen Erfahrungen durch eine Studie im Jahr 2007 bestätigt. Wusstest du, dass nicht nur Bruce Tuckman, sondern auch viele Menschen, die sein Modell anwenden, mit Teilen seines Modells falsch gelegen haben? Details dazu habe ich dir in meinem Artikel über das Phasenmodell von Tuckman beschrieben.
Mein Tipp an dich: Verlasse dich nicht auf die Phasen der Teamentwicklung von Tuckman, um dein Team weiterzuentwickeln. Natürlich hilft dir sein Modell, mehr über Teamentwicklung und Teams an sich zu lernen.
Aber es hilft dir nicht dabei, Teamprobleme zu verstehen oder dein Team zielgerichtet weiterzuentwickeln. Deshalb beschreibe ich dir im nächsten Absatz eine hilfreiche Methode für Teamentwicklung, die dir helfen wird, dein Team zielgerichtet und nachhaltig weiterzuentwickeln.
Methode: 4 Schritte für deine erfolgreiche Teamentwicklung
Viele Menschen wissen als Führungskraft, Agile Coach, Team-Coach oder Scrum Master nicht wirklich, was Teamentwicklung eigentlich bedeutet oder wie sie funktioniert. Für mich ist das nicht überraschend. Teamentwicklung wirkt oft kompliziert, nicht verständlich und schon gar nicht nachvollziehbar.
Die gute Nachricht: So kompliziert und schwierig, wie Teamentwicklung wirkt, ist sie gar nicht. Denn: Holger und ich haben bei der Arbeit an "Jedes Team ist anders", unserem Praxisbuch für Teamentwicklung, die JTIA-Methode erarbeitet, um dir Teamentwicklung verständlich zu machen und dir dabei zu helfen, dein Team kontinuierlich weiterzuentwickeln. Sie besteht aus:
- Einer Teamdefinition
- Zwei Leitfragen
- Dem Modell für nachhaltige Teamentwicklung
- Einem Regelkreis für die praktische Anwendung in vier Arbeitsschritten
Die JTIA-Methode hilft dir, jedes Team weiterzuentwickeln, obwohl doch jedes Team bekanntlich anders ist. Deshalb kannst du diese Methode für Teamentwicklung in jedem Team nutzen – ganz egal, ob es ein agiles Team, ein Scrum Team oder doch ein eher klassisch aufgestelltes Team ist.
Bei meiner Überschrift und den vier Schritten beziehe ich mich insbesondere auf unseren Regelkreis für nachhaltige Teamentwicklung. Die vier Arbeitsschritte lauten:
- 1. Den nächsten Entwicklungsschritt festlegen
- 2. Entwicklungsfelder bestimmen
- 3. Maßnahmen planen und umsetzen
- 4. Wirksamkeit und eigene Haltung reflektieren
Was bedeuten die Arbeitsschritte konkret?
Arbeitsschritt 1: Den nächsten Entwicklungsschritt festlegen
Zunächst musst du den nächsten Entwicklungsschritt deines Teams festlegen. Mit "Entwicklungsschritt" meinen wir eine wahrnehmbare Veränderung, die du mit deinem Team erreichen möchtest.
Beispiel: Zukünftig führen die Teammitglieder die Teambesprechung selbstständig durch.
Arbeitsschritt 2: Entwicklungsfelder bestimmen
In diesem Arbeitsschritt bestimmst du jetzt die Entwicklungsfelder, in denen du dein Team weiterentwickeln musst, um den festgelegten Entwicklungsschritt zu erreichen.
Entwicklungsfelder? Das sind die fünf Entwicklungsfelder unseres Modells für nachhaltige Teamentwicklung: psychologische Sicherheit, Wissen, Erfahrung, Haltung und Werte. Dabei hilft dir folgende Leitfrage: An welchen Entwicklungsfeldern könnte es liegen, dass sich deine Teammitglieder bisher anders verhalten? Mit anderen Worten: An welchen Entwicklungsfeldern liegt es, dass sie ihre Teambesprechung bisher nicht selbstständig durchführen?
Du wirst sehen: Aus dieser Leitfrage ergeben sich viele spannende Fragen, über die du gemeinsam mit deinen Teammitgliedern reflektieren kannst.
Beispiel: Könnte es an der psychologischen Sicherheit liegen, weil die sichere Atmosphäre und der sichere Raum zusammenbrechen, sobald du den Raum verlässt oder nicht dabei bist? Liegt es an fehlendem Wissen, weil die Teammitglieder nicht wissen, wie das Teammeeting funktioniert, man moderiert oder um welche Themen es gehen soll? Möglicherweise liegt es aber auch an den Werten, weil die Teammitglieder noch nie darüber gesprochen haben, wie sie Selbstorganisation leben und gemeinsam Verantwortung übernehmen wollen?
Arbeitsschritt 3: Maßnahmen planen und umsetzen
Durch den vorherigen Arbeitsschritt hast du die Ursachen für das Verhalten deiner Teammitglieder verstanden. Mit diesen Informationen kannst du dein Team jetzt zielgerichtet und mit teamindividuellen Maßnahmen in den zuvor bestimmten Entwicklungsfeldern weiterentwickeln. Deshalb überlegst du dir jetzt, welche Maßnahmen dir helfen könnten, dein Team in den Entwicklungsfeldern weiterzuentwickeln.
Beispiel: Diskussion von Werten, Trainings oder Rollenspiele in Moderation, Einzelgespräche zur Stärkung der psychologischen Sicherheit, Retrospektiven
Das war's. Schon klingt Teamentwicklung gar nicht mehr so schwer und kompliziert, oder? Du möchtest mehr über die JTIA-Methode und unseren Regelkreis für nachhaltige Teamentwicklung erfahren? Lies dir dafür den Artikel durch, den ich dir verlinkt habe – in diesem haben wir dir alles kompakt und übersichtlich zusammengefasst.
3 starke Teamentwicklung-Methoden für Vertrauen im Team
Jedes Team ist anders – das ist nicht nur der Titel meines Praxisbuchs für Teamentwicklung, sondern auch meine Haltung bei der Arbeit in und mit Teams. Deshalb werde ich dir an dieser Stelle weder "5 Schritte für erfolgreiche Teams" noch "Top 10 Methoden für High Performance Teams" präsentieren.
Trotzdem möchte ich dir Impulse über drei wirkungsvolle Methoden für Teamentwicklung mitgeben:
- 1. Die JTIA-Methode als grundlegende Methode
- 2. Retrospektiven für eine kontinuierliche Verbesserung
- 3. Fokus auf die psychologische Sicherheit
1. Stärkste Teamentwicklung Methode: JTIA-Methode
Die aus meiner Sicht stärkste Methode für Teamentwicklung habe ich dir im vorigen Absatz dieses Artikels vorgestellt – die JTIA-Methode. Sie hilft dir, dein Team zielgerichtet und mit teamindividuellen Maßnahmen weiterzuentwickeln. Also: Lies' dir den vorigen Absatz in Ruhe durch – es lohnt sich, versprochen!
Übrigens: Auch meine Team Definition ist Teil der JTIA-Methode. Warum? Meiner Erfahrung nach hast du es in der Teamentwicklung häufig nicht mit Teams, sondern mit Gruppen von Menschen zu tun. Den eigentlichen Teams fehlt es nämlich oftmals an Entscheidungskompetenzen, Fähigkeiten oder einer hilfreichen Teamgröße. Deshalb kannst du mithilfe meiner Team Definition wertvolle erste Ansatzpunkte für die Weiterentwicklung deines Teams ableiten.
2. Retrospektive für eine kontinuierliche Verbesserung
Ohne die regelmäßige Durchführung einer Retrospektive kannst und wirst du in deinem Team keine kontinuierliche Verbesserung erreichen. In dieser sollten deine Teammitglieder über mögliche Verbesserungen ihrer gemeinsamen Zusammenarbeit sprechen und konkrete nächste Schritte vereinbaren können.
In einer Retrospektive zeigt sich erneut die Bedeutung der psychologischen Sicherheit als Voraussetzung für deine Teamentwicklung. Schließlich müssen sich deine Teammitglieder sicher genug fühlen, ihre Gedanken zu äußern, damit sie eine wertstiftende Retrospektive durchführen und sich überhaupt gemeinsam verbessern können.
3. Fokus auf die psychologische Sicherheit
Um sukzessive für einen sicheren Rahmen im Team zu sorgen, also, um die psychologische Sicherheit in deinem Team zu stärken, rate ich dir, zunächst mit deinen Teammitgliedern Werten und Prinzipien zu erarbeiten. Sobald das passiert ist, solltest du darauf achten, als Vorbild voranzugehen und die Werte und Teamregeln entsprechend vorzuleben.
Auch deine Teammitglieder, andere Führungskräfte oder den möglicherweise vorhandenen People Lead deiner Teammitglieder solltest du dafür in die Verantwortung nehmen. Wie du das hinbekommen kannst? Indem du auch mit diesen Personen über mögliche Werteverletzungen und ihre Vorbildfunktion sprichst. Nur so kannst du dafür sorgen, dass Werte und Prinzipien mehr wert sind, als das Papier auf das sie vermutlich gedruckt wurden.
Gleiches gilt für die Moderation von Terminen. Auch hier bist du gefordert. Du musst Äußerungen, Mimik und Gestik, also alles, was die psychologische Sicherheit einzelner Teammitglieder verletzten könnte, identifizieren und entschärfen. Wie du solche Äußerungen erkennen und angemessen reagieren kannst, habe ich dir in meinem Artikel über psychologische Sicherheit beschrieben.