Was ist Selbstorganisation – wie ist die Definition?
In den letzten Jahren hat ein Thema in Teams und Organisationen zunehmend an Bedeutung gewonnen: Selbstorganisation.
Doch was genau bedeutet dieser Begriff? Meine Definition von Selbstorganisation lautet:
<div class="definition">Selbstorganisation ist, wenn Teammitglieder oder Teams eigenverantwortlich Entscheidungen treffen, Aufgaben planen und ihre Arbeitsabläufe gestalten – ohne Rücksprache mit Dritten. <br/><br/>Es basiert auf der Idee, dass Menschen die Fähigkeit besitzen, sich selbst zu organisieren, um effizient und kreativ zu arbeiten. <br/><br/>Selbstorganisierte Teams zeichnen sich durch möglichst wenig Abhängigkeiten (Autonomie), Verantwortung und ein hohes Maß an Eigenmotivation aus.</div>
Aber was bedeutet das konkret für dich und deinen Arbeitsalltag? Um diese Frage zu beantworten, übertragen wir die Bedeutung von Selbstorganisation in die Realität.
Zielgerichtete und effiziente Zusammenarbeit
In dem Arbeitsalltag deines Teams bedeutet Selbstorganisation, dass deine Teammitglieder entscheiden, wie sie ihre Arbeit organisieren und anstehende Aufgaben erledigen. Sie treffen die hierfür notwendigen Entscheidungen – ohne auf teamexterne Instanzen wie Gremien oder Führungskräfte warten oder mit ihnen Rücksprache halten zu müssen. Hierdurch können deine Teammitglieder ihre gemeinsamen Ziele zielgerichteter und effizienter erreichen, sowie den größten Mehrwert für Kundinnen und Kunden liefern. Ein wichtiger Aspekt dafür, damit sich dein Team zu einem High Performance Team entwickeln kann.
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Welche Voraussetzungen braucht es für Selbstorganisation in Teams?
Bereits so manches Mal habe ich miterlebt, wie Organisationen – oft für Teams überraschend – Selbstorganisation ausgerufen haben. Das Ergebnis war oft gleich: Nachdem der Wunsch nach Selbstorganisation geäußert wurde, wunderten sich alle Beteiligten einige Wochen später, weil Teams weder Entscheidungen trafen noch Verantwortung für die Umsetzung von Aufgaben übernahmen. Mittlerweile weiß ich, dass sie Angst vor möglichen Konsequenzen hatten. Es gab Probleme mit der psychologischen Sicherheit.
Es braucht somit gewisse Faktoren, damit Selbstorganisation in Teams funktionieren kann. Dafür braucht es insbesondere:
- Eine sichere Atmosphäre – psychologische Sicherheit. Erst, wenn Teammitglieder keine Angst vor Konsequenzen spüren, werden sie (innovative oder riskante) Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen.
- Ein klares Ziel, das alle Teammitglieder für erreichbar und erstrebenswert halten.
- Angemessene Entscheidungskompetenzen für die Teams, sprich, sie müssen alle mit der Zielerreichung verbundenen Entscheidungen selbstständig treffen können. Müssen sie hingegen auf Management, Führungskräfte oder Dritte warten, damit diese Entscheidungen treffen, kann ein Team niemals selbst organisiert werden.
- Eine sichere Atmosphäre – psychologische Sicherheit. Erst, wenn Teammitglieder keine Angst vor Konsequenzen spüren, werden sie (innovative oder riskante) Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen.
- Transparenz, sprich, eine Unternehmenskultur, in der offene Kommunikation und das Teilen von Informationen wirklich gelebt werden. Schließlich können nur dann gute Entscheidungen getroffen werden, wenn alle notwendigen Informationen bekannt sind.
- Selbstreflexion bei allen Beteiligten – beispielsweise mithilfe einer regelmäßig stattfindenden Retrospektive, die dafür sorgt, dass sich alle Beteiligten kontinuierlich verbessern (wollen).
- Fortbildungen und Trainings – nur so können Teammitglieder die Fähigkeiten aufbauen und erwerben, die sie benötigen, um wertstiftende Entscheidungen zu treffen. Dazu gehören allerdings auch Fortbildungen und Trainings für Führungskräfte und Coaches, die diese Teams begleiten und entwickeln sollen. In diesem Fall hilft beispielsweise unser Intensivtraining für nachhaltige Teamentwicklung.
Du merkst: Es müssen viele Voraussetzungen erfüllt sein, damit Selbstorganisation in deiner Organisation wirklich gelingen kann. Wichtig: Viele Voraussetzungen führen zu weitreichenden Veränderungen. Beispielsweise führt eine angemessene Entscheidungskompetenz dazu, dass viele Prozesse in deiner Organisation verändert und verschlankt werden müssen, damit Teams und Teammitglieder wirklich befähigt sind, Entscheidungen zu treffen.
Bedeutet: Selbstorganisation zu erreichen, ist harte Arbeit. Aber: Es lohnt sich. Für deine Teams und die Organisation.
Du möchtest mehr über die genannten Voraussetzungen erfahren? Kein Problem – in meinem Artikel über die Teamdefinition findest du tiefergehende Erläuterungen und Hintergründe.
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Wie entwickelt man Teams zu Selbstorganisation?
Um Selbstorganisation in Teams zu entwickeln oder um diese überhaupt zu ermöglichen, musst du in deiner Organisation zunächst die von mir im vorigen Absatz beschriebenen Voraussetzungen schaffen. Konkret heißt das:
- Gemeinsame Werte & Regeln innerhalb der Organisation zu erarbeiten und diese auch zu leben.
- Prozesse zu verschlanken.
- Entscheidungen zunehmend von höheren Ebenen (wie beispielsweise dem Management) auf Teamebene zu verlagern.
- Eine Haltung der kontinuierlichen Verbesserung leben.
- Einen sicheren Rahmen gestalten, in dem ohne Angst vor Konsequenzen Entscheidungen getroffen und Experimente verprobt werden dürfen.
- Möglicherweise existierende persönliche Zielvereinbarungen abschaffen, weil diese früher oder später einer Selbstorganisation im Wege stehen werden.
Diese Liste enthält nur einige Beispiele für viele weitere Themen, die du in deiner Organisation angehen musst, damit Selbstorganisation überhaupt möglich ist. Aber wie wir beide wissen, ist nicht nur jedes Team, sondern auch jede Organisation anders. Deshalb gibt es auch hier kein Patentrezept für selbstorganisierte Teams oder Organisationen – jede Organisation hat ihre eigenen Herausforderungen und muss daher mit individuellen Maßnahmen weiterentwickelt werden.
Mein Tipp: Hole dir Unterstützung, um Selbstorganisation in deiner Organisation anzugehen und die Prozesse deiner Organisation nachhaltig zu verändern. Rollen wie Agile Coaches, Scrum Master oder Team-Coaches können dir aufgrund ihrer Expertise helfen, die von mir beschriebenen Voraussetzungen zu schaffen oder dir zumindest verraten, woran es in deiner Organisation noch hakt. Aber keine Sorge – nur, weil die Rollen "Scrum" oder "Agile" in ihrer Rollenbezeichnung tragen, bedeutet das nicht, dass danach alle mit Scrum oder anderen agilen Frameworks arbeiten müssen. Hilfreich für dich ist eher die Beobachtungsgabe für Dysfunktionalitäten, die diese Rollen aufgrund ihrer Erfahrung mitbringen.
Zielgerichtete Weiterentwicklung von Team und Teammitgliedern
Auch, wenn viele Voraussetzungen in deiner Organisation erfüllt sind, bedeutet das nicht, dass deine Teammitglieder automatisch damit anfangen werden, selbst organisiert zu arbeiten. Warum das so ist? Es mangelt ihnen in der Regel an Erfahrung. Schließlich sind sie es lange Zeit gewohnt gewesen, nicht selbstorganisiert arbeiten zu müssen. Deshalb musst du nicht nur an den Voraussetzungen auf Organisationsebene, sondern auch mit deinen Teammitgliedern auf Teamebene arbeiten.
Im Zusammenhang mit einer solchen Teamentwicklung oder Teambildung denken viele Menschen schnell an das Phasenmodell von Tuckman – vermutlich erinnerst du dich auch an die Phasen Forming, Norming, Storming, Performing.
Im Zusammenhang mit Selbstorganisation wird dir dieses Modell jedoch nicht wirklich helfen, weil du damit keine weiteren Maßnahmen für die Weiterentwicklung deiner Teams im Bereich der Selbstorganisation ableiten kannst. Dafür musst du dein Team zielgerichtet weiterentwickeln.
Deshalb empfehle ich dir unsere JITA-Methode. Mithilfe der JTIA-Methode kannst du alle Teams zielgerichtet weiterentwickeln, obwohl jedes Team bekanntlich anders ist.
Sie besteht aus:
- Einer Teamdefinition
- Zwei Leitfragen
- Dem Modell für nachhaltige Teamentwicklung
- Einem Regelkreis für die praktische Anwendung in vier Arbeitsschritten
Wie du die JTIA-Methode konkret anwenden kannst, habe ich dir im verlinkten Artikel beschrieben. Du wirst sehen: So zielgerichtet wie mit der JTIA-Methode hast du noch kein Team zur Selbstorganisation weiterentwickelt!