Teamentwicklung

Selbstorganisation: Der Faktor für Innovation und Effizienz in Teams

Selbstorganisation ist der Wunsch vieler Organisationen – in diesem Artikel beschreibe ich dir meine Definition und 12 Aspekte, die du benötigst, um in deinen Teams für mehr Selbstorganisation zu sorgen.

Was ist Selbstorganisation?
Inhalt

Was ist Selbstorganisation – wie ist die Definition?

In den letzten Jahren hat ein Thema in Teams und Organisationen zunehmend an Bedeutung gewonnen: Selbstorganisation.

Doch was genau bedeutet dieser Begriff? Meine Definition von Selbstorganisation lautet:

<div class="definition">Selbstorganisation ist, wenn Teammitglieder oder Teams eigenverantwortlich Entscheidungen treffen, Aufgaben planen und ihre Arbeitsabläufe gestalten – ohne Rücksprache mit Dritten. <br/><br/>Es basiert auf der Idee, dass Menschen die Fähigkeit besitzen, sich selbst zu organisieren, um effizient und kreativ zu arbeiten. <br/><br/>Selbstorganisierte Teams zeichnen sich durch möglichst wenig Abhängigkeiten (Autonomie), Verantwortung und ein hohes Maß an Eigenmotivation aus.</div>

Aber was bedeutet das konkret für dich und deinen Arbeitsalltag? Um diese Frage zu beantworten, übertragen wir die Bedeutung von Selbstorganisation in die Realität.

Den Arbeitsalltag selbst gestalten

In deinem Arbeitsalltag bedeutet Selbstorganisation, dass du entscheidest, wie du anstehende Aufgaben erledigst. Du allein triffst die hierfür notwendigen Entscheidungen – ohne auf Führungskräfte oder außenstehende Gremien warten oder mit ihnen Rücksprache halten zu müssen. Einzige Ausnahme: Wenn du in einem Team arbeitest, stimmst du dich natürlich mit deinen Teammitgliedern ab, um gemeinsam festzulegen, wie Aufgaben angegangen werden sollen.

Selbstorganisation als wichtige Voraussetzung für starke Teams

In einigen Organisationen habe ich das Gegenteil von Selbstorganisation erleben müssen. Damit meine ich: Die meisten Entscheidungen wurden von Führungskräften oder teamexternen Instanzen (wie beispielsweise Gremien) getroffen. Dies führte in den Teams zu Verzögerungen und Wartezeiten. Es führte aber auch dazu, dass nicht unbedingt die besten Entscheidungen getroffen wurden – schließlich fehlte es den Entscheidern an dem hierfür notwendigen fachlichen Wissen.

Teams, die in einem derartigen Umfeld oder solchen Organisationen agieren, haben meiner Erfahrung nach Schwierigkeiten, ihr vollständiges Potenzial abzurufen und langfristig gesehen zu einem High Performance Team zu entwickeln. Eben, weil sie häufig warten und mit den Entscheidungen Dritter leben müssen.

Ganz anders in Organisationen, in denen Selbstorganisation gelebt wird. In diesen werden Entscheidungen (wieder) dort hin verlagert, wo sie hingehören: zu den Expertinnen und Experten in den Teams. Also zu den Menschen, die über das erforderliche Fachwissen verfügen. Hierdurch können Teams ihre gemeinsamen Ziele zielgerichteter und effizienter erreichen, sowie den größten Mehrwert für Kundinnen und Kunden liefern.

Übrigens: Selbstorganisation ist ein wichtiger Teil des New Work Konzepts – also jenes Konzepts, das aktuell immer häufiger genutzt wird und mit dem in Organisationen ein modernes und wertstiftendes Arbeitsumfeld entwickelt werden soll. Das zeigt mal wieder, dass Selbstorganisation immer wichtiger wird. Vielleicht ist das deshalb auch für dich und deine Organisation ein wertvoller Ansatzpunkt?

Welche Voraussetzungen braucht es für Selbstorganisation in Teams?

Häufig habe ich miterlebt, wie Führungskräfte und Management irgendwann – für Teams und Teammitglieder überraschend – Selbstorganisation in der eigenen Organisation ausgerufen haben. Meistens passierte das bei einer anstehenden organisatorischen Veränderung wie einer Transformation, bei der agile Teams oder Scrum Teams ins Leben gerufen wurden.

Das Ergebnis war oft gleich: Nachdem die Selbstorganisation ausgerufen wurde, wunderten sich Management und Führungskräfte Wochen später, weil ihre Teams dennoch keine Entscheidungen trafen. Teams und Teammitglieder vermieden es auch weiterhin, Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen – meistens aus Angst vor dem Risiko das sie hierfür hätten übernehmen müssen.

Deshalb verrate ich dir an dieser Stelle wohl nicht zu viel, wenn ich sage: Eine Ansprache im Sinne von "macht doch mal, ihr seid jetzt selbstorganisiert!" hilft dir nicht dabei, Selbstorganisation zu fördern.

Für eine wertstiftende Selbstorganisation in Teams braucht es:

  • Ein klares Ziel, das alle Teammitglieder für erreichbar und erstrebenswert halten.
  • Angemessene Entscheidungskompetenzen für die Teams, sprich, sie müssen alle mit der Zielerreichung verbundenen Entscheidungen selbstständig treffen können. Müssen sie hingegen auf Management, Führungskräfte oder Dritte warten, damit diese Entscheidungen treffen, kann ein Team niemals selbst organisiert werden.
  • Eine sichere Atmosphärepsychologische Sicherheit. Erst, wenn Teammitglieder keine Angst vor Konsequenzen spüren, werden sie (innovative oder riskante) Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen.
  • Transparenz, sprich, eine Unternehmenskultur, in der offene Kommunikation und das Teilen von Informationen wirklich gelebt werden. Schließlich können nur dann gute Entscheidungen getroffen werden, wenn alle notwendigen Informationen bekannt sind.
  • Selbstreflexion bei allen Beteiligten – beispielsweise mithilfe einer regelmäßig stattfindenden Retrospektive, die dafür sorgt, dass sich alle Beteiligten kontinuierlich verbessern (wollen).
  • Fortbildungen und Trainings – nur so können Teammitglieder die Fähigkeiten aufbauen und erwerben, die sie benötigen, um wertstiftende Entscheidungen zu treffen. Dazu gehören allerdings auch Fortbildungen und Trainings für Führungskräfte und Coaches, die diese Teams begleiten und entwickeln sollen. In diesem Fall hilft beispielsweise unser Intensivtraining für nachhaltige Teamentwicklung.

Du merkst: Es müssen viele Voraussetzungen erfüllt sein, damit Selbstorganisation in deiner Organisation wirklich gelingen kann. Wichtig: Viele Voraussetzungen führen zu weitreichenden Veränderungen. Beispielsweise führt eine angemessene Entscheidungskompetenz dazu, dass viele Prozesse in deiner Organisation verändert und verschlankt werden müssen, damit Teams und Teammitglieder wirklich befähigt sind, Entscheidungen zu treffen.

Bedeutet: Selbstorganisation zu erreichen, ist harte Arbeit. Aber: Es lohnt sich. Für deine Teams und die Organisation.

Du möchtest mehr über die genannten Voraussetzungen erfahren? Kein Problem – in meinem Artikel über die Team Definition findest du tiefergehende Erläuterungen und Hintergründe.

Teams benötigen einen Team-Coach, Führungskraft oder Scrum Master, der ihnen bei der Selbstorganisation hilft

Wie entwickelt man Teams zu Selbstorganisation?

Um Selbstorganisation in Teams zu entwickeln oder um diese überhaupt zu ermöglichen, musst du in deiner Organisation zunächst die von mir im vorigen Absatz beschriebenen Voraussetzungen schaffen. Konkret heißt das:

  • Gemeinsame Werte & Regeln innerhalb der Organisation zu erarbeiten und diese auch zu leben.
  • Prozesse zu verschlanken.
  • Entscheidungen zunehmend von höheren Ebenen (wie beispielsweise dem Management) auf Teamebene zu verlagern.
  • Eine Haltung der kontinuierlichen Verbesserung leben.
  • Einen sicheren Rahmen gestalten, in dem ohne Angst vor Konsequenzen Entscheidungen getroffen und Experimente verprobt werden dürfen.
  • Möglicherweise existierende persönliche Zielvereinbarungen abschaffen, weil diese früher oder später einer Selbstorganisation im Wege stehen werden.

Diese Liste enthält nur einige Beispiele für viele weitere Themen, die du in deiner Organisation angehen musst, damit Selbstorganisation überhaupt möglich ist. Aber wie wir beide wissen, ist nicht nur jedes Team, sondern auch jede Organisation anders. Deshalb gibt es auch hier kein Patentrezept für selbstorganisierte Teams oder Organisationen – jede Organisation hat ihre eigenen Herausforderungen und muss daher mit individuellen Maßnahmen weiterentwickelt werden.

Mein Tipp: Hole dir Unterstützung, um Selbstorganisation in deiner Organisation anzugehen und die Prozesse deiner Organisation nachhaltig zu verändern. Rollen wie Agile Coaches, Scrum Master oder Team-Coaches können dir aufgrund ihrer Expertise helfen, die von mir beschriebenen Voraussetzungen zu schaffen oder dir zumindest verraten, woran es in deiner Organisation noch hakt. Aber keine Sorge – nur, weil die Rollen "Scrum" oder "Agile" in ihrer Rollenbezeichnung tragen, bedeutet das nicht, dass danach alle mit Scrum oder anderen agilen Frameworks arbeiten müssen. Hilfreich für dich ist eher die Beobachtungsgabe für Dysfunktionalitäten, die diese Rollen aufgrund ihrer Erfahrung mitbringen.

Zielgerichtete Weiterentwicklung von Team und Teammitgliedern

Auch, wenn viele Voraussetzungen in deiner Organisation erfüllt sind, bedeutet das nicht, dass deine Teammitglieder automatisch damit anfangen werden, selbst organisiert zu arbeiten. Warum das so ist? Es mangelt ihnen in der Regel an Erfahrung. Schließlich sind sie es lange Zeit gewohnt gewesen, nicht selbstorganisiert arbeiten zu müssen. Deshalb musst du nicht nur an den Voraussetzungen auf Organisationsebene, sondern auch mit deinen Teammitgliedern auf Teamebene arbeiten.

Die JTIA-Methode hilft bei der zielgerichteten Entwicklung von Selbstorganisation

Im Zusammenhang mit einer solchen Teamentwicklung oder Teambildung denken viele Menschen schnell an das Phasenmodell von Tuckman – vermutlich erinnerst du dich auch an die Phasen Forming, Norming, Storming, Performing.

Im Zusammenhang mit Selbstorganisation wird dir dieses Modell jedoch nicht wirklich helfen, weil du damit keine weiteren Maßnahmen für die Weiterentwicklung deiner Teams im Bereich der Selbstorganisation ableiten kannst. Dafür musst du dein Team zielgerichtet weiterentwickeln.

Deshalb empfehle ich dir unsere JITA-Methode. Mithilfe der JTIA-Methode kannst du deine Teams zielgerichtet weiterentwickeln, weil dir die fünf Handlungsfelder psychologische Sicherheit, Wissen, Erfahrung, Haltung und Werte dabei helfen, die Ursachen für das Verhalten deiner Teammitglieder zu verstehen.

Wie du die JTIA-Methode konkret anwenden kannst, habe ich dir im verlinkten Artikel beschrieben. Du wirst sehen: So zielgerichtet wie mit der JTIA-Methode hast du noch kein Team zur Selbstorganisation weiterentwickelt!

Markus Trbojevic
Dein Experte für Teamentwicklung
Teamentwickler, Coach und Autor von "Jedes Team ist anders".


Markus liebt es, wenn sich Teams entwickeln und sie sukzessive gemeinsame Erfolge feiern können. Als Autor des Praxisbuchs "Jedes Team ist anders" und als Trainer für Teamentwicklung hilft er dir dabei, starke Teams zu entwickeln.

Du hast Rückfragen zum Artikel oder möchtest mehr über Teamentwicklung erfahren? Dann freut sich Markus auf deine Kontaktaufnahme.
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