Rollen

Scrum Master: Eine vielseitige und herausfordernde Rolle, die starke Teams entwickelt

Ein Scrum Master verbringt deutlich mehr Zeit damit, seine Teammitglieder weiter zu entwickeln als ihnen Scrum zu vermitteln. In meinem Artikel zeige ich dir, welche Aufgaben ein Scrum Master hat, welche Rollen er einnimmt, wie seine Ausbildung abläuft und wie meine Definition seiner Rolle ist.

Was ist ein Scrum Master: Mehr Team entwickeln als Scrum vermitteln!
Inhalt

Was ist ein Scrum Master – wie ist die Definition?

In vielen Organisationen findest du Menschen, die als Scrum Master tätig sind. Dennoch wissen nur wenige Menschen, was ein Scrum Master überhaupt ist oder welche Aufgaben er hat. Deshalb zeige ich dir zunächst, was ich unter einem Scrum Master verstehe – meine Definition lautet:

<div class="definition">Ein Scrum Master ist für die Einführung von Scrum in einem oder mehreren Teams verantwortlich. Er sorgt dafür, dass sich seine Teammitglieder an die damit verbundenen Praktiken halten und diese sukzessive verinnerlichen. <br/><br/>

Außerdem hilft ein Scrum Master seinen Teammitglieder dabei, sich sowohl persönlich als auch methodisch weiter zu entwickeln. Deshalb kümmert er sich um die Teamentwicklung, indem er beispielsweise regelmäßige Einzelgespräche und Retrospektiven durchführt.<br/><br/>

In seiner Rolle begleitet ein Scrum Master seine Teams lateral, also von der Seite. Er ist seinen Teammitgliedern gegenüber somit nicht weisungsbefugt, sondern führt diese mithilfe seines vorbildlichen Verhaltens, durch entsprechendes Coaching, sowie mithilfe eines gut gefüllten Methodenkoffers und seiner fachlichen Expertise.
<span>Definition von Scrum Master</span></div>

Soweit so gut. In meiner Definition tauchen bereits die ersten Aufgaben eines Scrum Masters auf: Scrum vermitteln, Teamentwicklung betreiben und Retrospektiven durchführen. Schauen wir uns die Aufgaben jetzt im Detail an, indem wir einen genaueren Blick auf die fünf Rollen eines Scrum Masters werfen: Coach, Facilitator, Mentor, Berater und Trainer.

Anschließend beschäftigen wir uns mit Ausbildung und Haltung dieser Rolle.

Was sind die Aufgaben eines Scrum Masters?

In vielen Organisationen und Ausbildungen sind Menschen aufgrund des Rollentitels "Scrum Master" davon überzeugt, dass dieser eigentlich nur zwei Aufgaben hat: Die Einführung sowie die Anwendung von Scrum in seinem Team. Das entspricht jedoch nicht der Realität. Ich sage dir: Wer das glaubt, glaubt auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten.

Fokus auf Teamentwicklung statt "nur" Scrum

Die wichtigste Aufgabe eines Scrum Masters ist die persönliche und methodische Weiterentwicklung seiner Teammitglieder – sprich, die Teamentwicklung. Hierfür wählt er beispielsweise geeignete Teambildungsmaßnahmen aus.

Wie ich zu so einer Aussage komme? Meiner Erfahrung nach ist die Wahl der Methodik – wie zum Beispiel Scrum oder Kanban – nicht entscheidend, wenn es um den Erfolg eines Teams geht. Mit anderen Worten: Es ist die Zusammenarbeit und der Zusammenhalt der Teammitglieder, sowie eine sichere Atmosphäre im Team, die ein starkes Team ausmachen – keine Methodik und kein Framework. Deshalb gehört die Weiterentwicklung eines Teams für mich zu den wichtigsten Scrum Master Aufgaben.

Fünf Rollen: Coach, Facilitator, Mentor, Berater und Trainer

Ähnlich wie ein Agile Coach ist auch ein Scrum Master laut meiner Definition in fünf verschiedenen Rollen tätig:

  • 1. Coach,
  • 2. Facilitator,
  • 3. Mentor,
  • 4. Berater und
  • 5. Trainer.

Die von mir liebevoll genannte "Kuchengrafik" visualisiert dir die Vielseitigkeit der Rolle und die Aufgaben eines Scrum Masters. Schauen wir mal, was hinter den einzelnen Rollen steckt.

Fünf verschiedene Rollen nimmt ein Scrum Master in der Teamentwicklung ein.

1. Coach: Bei der Lösungsfindung unterstützen

Als Coach ist der Scrum Master davon überzeugt, dass die Lösungen für die Herausforderungen des Coachees (Person, die das Coaching in Anspruch nimmt) bei diesem selbst liegen. Er unterstützt den Coachee durch aktives Zuhören und offene Fragen bei der Lösungsfindung.

In der Weiterentwicklung seines Teams führt der Scrum Master deshalb beispielsweise vertrauliche Einzelgespräche mit seinen Teammitgliedern, um verschiedene Themen und Herausforderungen aus der Teamarbeit mit diesen zu besprechen und aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten. Durch diese Impulse und die gemeinsame Reflexion haben die Teammitglieder die Möglichkeit, aus der Situation zu lernen, um so die gemeinsame Zusammenarbeit zu verbessern.

In dieser Rolle benötigt der Scrum Master zwingend das Vertrauen seiner Teammitglieder. Erst, wenn sich diese sicher genug fühlen und keine Angst vor möglichen Konsequenzen haben, werden sie sich ihm gegenüber öffnen. Nur dann können wirklich wertvolle Gespräche mit nachhaltigen Ergebnissen entstehen.

Übrigens: Eine derartige sichere Atmosphäre wird als psychologische Sicherheit bezeichnet. Sie ist subjektiv – sprich, sie wird von jedem Teammitglied unterschiedlich empfunden. Außerdem ist sie der Unterschied zwischen Teams, die erfolgreich sind und jenen, die ihre Ziele verfehlen. Es lohnt sich also, wenn du dich tiefer mit ihr beschäftigst. Alles Wissenswerte zur psychologischen Sicherheit habe ich dir in meinem verlinkten Artikel beschrieben.

2. Facilitator: Einen Raum für wertstiftende Ergebnisse schaffen

Als Facilitator (oder: Moderator) schafft der Scrum Master für eine Gruppe von Menschen einen zeitlich beschränkten organisatorischen Rahmen, in dem diese gemeinsame Ziele vereinbaren, verfolgen und erreichen können. Anders formuliert: Der Scrum Master moderiert einen Termin und ermöglicht es den Teilnehmenden mithilfe seiner Moderation und geeigneter Methoden sich aktiv einzubringen sowie entsprechende Maßnahmen zu erarbeiten und zu beschließen.

Inhaltlich können dies beispielsweise sowohl Termine sein, an denen zwei Teammitglieder im Rahmen einer Konfliktmoderation teilnehmen, als auch Retrospektiven oder teamübergreifende Termine.

3. Mentor: Über die Schulter schauen lassen

Ein Mentor ist eine Person, die schon einmal dort gewesen ist, wo der Mentee hinmöchte.

In dieser Rolle unterstützt ein Scrum Master beispielsweise neue Teammitglieder beim Onboarding, indem er ihnen hilft, die Unternehmens- und Teamkultur besser verstehen und leben zu können. Auch anderen oder unerfahrenen Scrum Mastern kann er helfen, indem er ihnen die Rolle erlebbar und verständlich macht.

4. Berater: Mögliche Lösungen zur Auswahl stellen

Manchmal benötigt ein einzelnes Teammitglied oder das Team einen Rat, die Erfahrung einer anderen Person oder einen Impuls, um eine Herausforderung meistern zu können. Möglicherweise fehlt es dem Team an Fähigkeiten oder Entscheidungskompetenzen – also wichtigen Merkmalen der Team Definition – sodass, ein Gespräch mit Führungskräften gesucht werden muss. In all diesen Fällen ist ein Scrum Master als Berater gefragt.

Ein Berater ist ein erfahrener Experte, der die Fragen seiner Auftraggebenden versteht und mögliche Lösungen kennt. Er gibt den auftraggebenden Personen in der Regel keine Erfolgsgarantie und wird diese im Idealfall darauf hinweisen, dass die vorgeschlagenen Lösungswege nur Empfehlungen sind, die diese selbst bewerten, auswählen und gegebenenfalls mit externer Unterstützung umsetzen müssen.

5. Trainer: Das eigene Wissen weitergeben

Ein Trainer ist eine Person, die alles nötige Wissen zu einem bestimmten Thema vermitteln kann. Diese Person muss dafür sowohl über das relevante Wissen als auch über die passenden didaktischen Fähigkeiten und Konzepte verfügen.

Der Scrum Master wird als Trainer dann aktiv, wenn er seinem Team beispielsweise Scrum, Techniken zur gewaltfreien Kommunikation oder Werkzeuge vermittelt, die helfen können, effiziente Entscheidungen zu treffen.

Auftragsklärung hilft Konflikte zu vermeiden

Welche dieser fünf Rollen ein Scrum Master konkret einnimmt, hängt unter anderem von der Problemstellung, dem Kontext und den Beteiligten ab.

In vielen Teams unterstützt der Scrum Master zusätzlich noch bei der Beseitigung von Hindernissen sowie bei der Gestaltung des Product Backlogs. Die Rollen, die der Scrum Master dabei einnimmt, sind teamindividuell. In einigen Teams wird er deshalb als Coach durch geeignete Fragen bei der Lösungsfindung unterstützen, während er in anderen Teams als Berater konkrete Lösungswege aufzeigen und vorschlagen wird.

Um Probleme in der Zusammenarbeit oder Konflikte zu vermeiden, sollte der Scrum Master deshalb vor Unterstützung immer eine Auftragsklärung mit den Auftraggebenden vornehmen, damit klar ist, welche Rolle konkret von ihm erwartet wird.

Ein Scrum Master ist nicht nur im Team wirksam

Nachdem wir uns jetzt viel mit Teamentwicklung und der Arbeit in und mit einem Team beschäftigt haben, möchte ich an dieser Stelle verdeutlichen, dass ein Scrum Master nicht nur in seinem Scrum Team aktiv und wirksam ist. Er ist in insgesamt fünf Arbeitskontexten tätig: Selbst, Individuum, Team, teamübergreifend und Organisation.

Ein Scrum Master ist nicht nur in seinem Team, sondern in vier weiteren Arbeitskontexten tätig.

Im Selbst reflektiert er über seine eigene Situation, sein eigenes Wohlbefinden sowie über seine Fähigkeiten. Im Individuum führt er als Coach vertrauliche Einzelgespräche mit seinen Teammitgliedern. Eine Retrospektive, Teamsitzung oder andere teaminterne Termine wird er im Arbeitskontext Team moderieren. Wenn es darum geht, dass mehrere Teams teamübergreifend besser zusammenarbeiten sollen, wird er in dem entsprechenden Arbeitskontext aktiv. Um bei der Lösung von Hindernissen zu unterstützen oder seinem Team die Arbeit zu erleichtern, wird er mit Führungskräften im Arbeitskontext der Organisation sprechen oder vor Mitarbeitenden einen Impulsvortrag zum Titel "Was ist New Work?" halten.

Eine vielseitige und herausfordernde Rolle

Du siehst: Ein Scrum Master hat wesentlich mehr Aufgaben als seinen Teammitgliedern "nur" Scrum beizubringen oder "nur" dafür zu sorgen, dass sie sich an die Prinzipien der Methodik halten. Der Schwerpunkt seiner Aufgaben ist die Weiterentwicklung seines Teams – das spiegelt sich in den fünf Rollen wider, die ich dir in den vergangenen Absätzen vorgestellt habe.

Merkwürdig, dass es immer noch Organisationen gibt, die sich fragen, wofür ein Scrum Master hilfreich sein soll und sogar ganz auf diese Rolle verzichten wollen, oder? Deshalb beschäftigen wir uns jetzt damit, warum es einen Scrum Master braucht.

Warum braucht es einen Scrum Master?

Im vorigen Absatz und in meiner Definition haben wir uns ausführlich mit den Aufgaben eines Scrum Masters beschäftigt.

Ich finde, dass diese Auflistung bereits ein gutes Argument dafür ist, den Teams deiner Organisation einen dedizierten Scrum Master zur Seite zu stellen. Dennoch werde ich jetzt noch auf zwei weitere Aspekte eingehen, die einen Scrum Master für jedes Team und jede Organisation wertvoll machen:

  • 1. Aufmerksamkeit für Aspekte, auf die sonst niemand achtet
  • 2. Fordert das Team immer wieder heraus

1. Aufmerksamkeit für Aspekte, auf die sonst niemand achtet

Bedingt durch seine Rolle achtet ein Scrum Master auf viele Dinge, auf die sonst im Zweifel niemand achtet. Was ich damit konkret meine? Ein Scrum Master achtet zum Beispiel auf…

  • … das persönliche Wohlbefinden der einzelnen Teammitglieder,
  • … den Umgang im und mit dem Team – was beispielsweise ein People Lead als Führungskraft in der Regel nicht leisten kann,
  • ... die Einhaltung der gemeinsam beschlossenen Teamregeln,
  • … die nachhaltige Umsetzung von beschlossenen Verbesserungsmaßnahmen,
  • … eine der Methodik angemessene Anwendung von Scrum sowie
  • … die Zusammenarbeit seiner Teammitglieder.

Mit zunehmender Erfahrung werden ihm mithilfe seiner Beobachtungsgabe immer mehr Teamprobleme oder Verhaltensweisen der Teammitglieder auffallen, die möglicherweise nicht wertstiftend oder zielführend sind. Über den letztendlichen Umgang mit diesen Beobachtungen und mögliche Veränderungen entscheiden dann allein die Teammitglieder, weil ein Scrum Master – entsprechend meiner Definition – nicht weisungsbefugt ist und somit nur lateral führt.

Tipp: Wenn du deine Beobachtungsgabe für die Verhaltensweisen deiner Teammitglieder schärfen möchtest, um sie noch besser begleiten zu können: In unserem Praxisbuch “Jedes Team ist anders – ein Praxisbuch für nachhaltige Teamentwicklung” haben Holger und ich unsere zwölf Team-Personas beschrieben.

Dies sind Geschichten über hypothetische Teams zu denen wir sowohl die Organisation beschreiben, in die sie eingebettet sind, als auch das charakteristische Verhalten ihrer jeweiligen Teammitglieder. Wenn du dich ausführlich mit unseren Team-Personas und ihren jeweiligen Verhaltensweisen beschäftigst, wird es dir zunehmend leichter fallen, das Verhalten deiner Teammitglieder zu bemerken und entsprechend in deinem Team zu bearbeiten.

2. Fordert das Team immer wieder heraus

Ähnlich wie ein Coach im Football oder ein Trainer im Fußball fordert ein Scrum Master sein Team immer wieder heraus, um es zu Höchstleistungen anzutreiben. Er teilt seine Beobachtungen mit dem Team, spricht mit dessen Umwelt wie beispielsweise den Führungskräften und wird sein Team – wenn gewünscht – beraten, damit seine Teammitglieder die gemeinsame Zusammenarbeit verbessern können. Aus diesem Grund moderiert er auch die Retrospektive seines Teams.

Je besser es dem Scrum Master gelingt, sein Team herauszufordern und dessen gemeinsame Zusammenarbeit zu verbessern, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sein Team Selbstorganisation wirklich leben und sich deshalb langfristig zu einem High Performing Team entwickeln kann.

Wie werde ich Scrum Master – gibt es eine Ausbildung?

Wie bei vielen Rollen, die im Zusammenhang mit Teamentwicklung stehen, gibt es auch in diesem Fall keinen Ausbildungsberuf und auch kein Studium, mit dem du nach einigen Jahren zum Scrum Master wirst. Alle Scrum Master sind Quereinsteiger und haben somit vorher einen anderen Beruf ausgeübt. Sie waren Geologen, Sachbearbeitende, Entwicklerinnen und Entwickler oder Mitarbeitende aus dem Archiv, die vorher Akten gewälzt haben. Ich glaube: Es gibt fast keinen Beruf, den du in Lebensläufen von Scrum Mastern nicht finden wirst. Ganz im Gegenteil.

Alle Scrum Master sind Quereinsteiger

Sind Menschen mit psychologischem Hintergrund oder Erfahrung in der Personalentwicklung von Vorteil? Ein bisschen schon. Aber keine Sorge. Ich sage dir: Das kannst du alles lernen. Ich finde, dass du ein ehrliches Interesse an der Arbeit mit Menschen und Teams sowie Motivation, dich in diese spannende und herausfordernde Rolle einzuarbeiten, mitbringen solltest. In meinen Augen ist damit mehr als die Hälfte der Miete schon gewonnen.

Du brauchst mehr als eine Scrum Master Zertifizierung

Wenn du über Ausbildungen oder Lernpfade recherchierst, findest du eine Sache ziemlich schnell: Scrum Master Zertifizierungen wie PSM I oder PSM II.

Meiner Erfahrung nach ist eine Scrum Master Zertifizierung jedoch nicht ausreichend, wenn du starke Teams entwickeln und Erfolg haben möchtest. Warum? In Zertifizierungen wird dir leider nur der “Happy Path” vermittelt. Damit meine ich, dass man dir in den meisten Zertifizierungen zeigt, wie Scrum aussehen und funktionieren würde, wenn du auf die beste Organisation der Welt treffen und Scrum auf der grünen Wiese ausrollen würdest. Ein solches Arbeitsumfeld halte ich eher für unrealistisch, weil sich viele Organisationen in einem Veränderungsprozess befinden, in dem du auf Widerstände, Diskussionen und möglicherweise eher halbgaren agilen Umsetzungen treffen wirst.

Außerdem erfährst du in der Zertifizierung nur, dass du teaminterne Termine wie beispielsweise die Retrospektive moderieren und deinen Teammitgliedern Scrum vermitteln sollst. Wenn du dich an die fünf Rollen und Aufgaben eines Scrum Masters erinnerst, über die wir in den vorigen Absätzen gesprochen haben, wirst du schnell merken: Es fehlt nicht nur die Teamentwicklung oder Teambildung, sondern auch die Rollen eines Coaches, Mentors und Beraters.

Im Bereich der Teamentwicklung fehlt dir somit wichtiges Wissen, um deine Teammitglieder persönlich oder methodisch weiterzuentwickeln – wie beispielsweise die Teamuhr von Tuckman und die Aspekte, in denen er in seinem Modell falsch gelegen hat.

Du wirst als Scrum Master somit wesentlich mehr machen als das, was dir in Zertifizierungen gezeigt und vermittelt wird. Deshalb wird dir eine Zertifizierung (allein) nicht weiterhelfen. Schließlich gibt es mit Teamentwicklung, Konfliktmoderation, Coaching und Moderation noch viele weitere Fähigkeiten, an denen du wirst arbeiten müssen.

Tipp: Da die Weiterentwicklung eines Teams die wichtigste und zugleich größte Aufgabe eines Scrum Masters ist, empfehle ich dir, dich zunächst mit dem Themenbereich der Teamentwicklung zu beschäftigen. In unserem Intensivtraining für nachhaltige Teamentwicklung erlebst du beispielsweise an einem Tag alles, was du brauchst, um wirklich starke Teams zu entwickeln.

Was ist der Unterschied zwischen einem Scrum Master, einem Agile Master und einem Team-Coach?

In vielen Organisationen findet man keinen Scrum Master, sondern Rollenbezeichnungen wie "Team-Coach" oder "Agile Master". In diesen Organisationen werden neben Scrum noch weitere agile Vorgehensweisen wie zum Beispiel Kanban eingesetzt. Die Teams dürfen in diesen Fällen häufig selbst darüber entscheiden, ob sie Scrum, Kanban oder doch eine ganz andere Vorgehensweise nutzen möchten.

Agile Master als methodenneutrale Rollenbezeichnung

In solchen Fällen werden Rollen wie Agile Master und Team-Coach als methodenneutrale Rollenbezeichnung genutzt. Eben, weil es unterschiedlich ist, welche Vorgehensweise ihr jeweiliges agiles Team konkret einsetzt. Inhaltlich sind aber sowohl die Rollen, Aufgaben als auch die Ausbildung eines Agile Masters oder die eines Team-Coaches mit einem Scrum Master, der meiner Definition entspricht, vergleichbar oder sogar identisch.

Ich persönlich bevorzuge den Team-Coach oder Agile Master als Rollenbezeichnung. Zum einen, um in Organisationen, die sich in einer agilen Transformation befinden, den gern geführten "du-musst-in-deinem-Team-Scrum-machen"-Diskussionen aus dem Weg zu gehen und, um keine Diskussionen über den Sinn und Zweck von Zertifizierungen führen zu müssen.

Meine Erfahrung ist, dass viele Team-Coaches oder Agile Master eine wesentlich bessere Ausbildung und eine ganz andere Haltung vorweisen können, als viele Scrum Master. Warum? Weil sie durch ihre methodenneutrale Rollenbezeichnung nicht starr an einer Vorgehensweise oder Zertifizierung festhalten und die Teamentwicklung in den Fokus stellen.

Muss ein Scrum Master immer die Retrospektive oder das Daily-Standup moderieren?

Wenn du Jobprofile oder Stellenausschreibungen liest, in denen Scrum Master gesucht werden, wird dir eine Aufgabe immer und immer wieder begegnen: Die Moderation von Daily-Standups und Retrospektiven. Auch, wenn du deine Kolleginnen und Kollegen, Agile Coaches oder Agile Master beobachtest und ihnen etwas zuhörst, wirst du bemerken, dass sie immer wieder davon sprechen, einen der beiden genannten Termine vorzubereiten oder zu moderieren.

Reflektiere deine eigene Haltung

Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: Meiner Meinung nach musst du als Scrum Master, Team-Coach oder Agile Master nicht unbedingt die Retrospektive oder das Daily-Standup moderieren.

Gut – zu Beginn der Zusammenarbeit natürlich schon, weil deine Teammitglieder noch zu wenig Wissen oder Erfahrung im Zusammenhang mit diesen Terminen haben.

Da die Weiterentwicklung deines Teams jedoch ganz eng mit deiner persönlichen Weiterentwicklung verbunden ist, wirst du früher oder später deine Haltung reflektieren und mehr Verantwortung an deine Teammitglieder abgeben müssen. Nur, wenn du einen Schritt zurück machst – ihnen also Verantwortung überträgst – können sie sich überhaupt weiterentwickeln. Dazu gehört möglicherweise auch, ihnen im nächsten Entwicklungsschritt die Verantwortung für ihre Termine zu übertragen und ihnen die Moderation zu überlassen.

Mithilfe der JTIA-Methode kann ein Scrum Master sein Team kontinuierlich weiterentwickeln.

Die eigene Haltung reflektieren? Entwicklungsschritt? Damit habe ich dir bereits zwei Arbeitsschritte unserer JTIA-Methode verraten. Mit der JTIA-Methode kannst du die Ursachen für das Verhalten deiner Teammitglieder verstehen und dein Team hierdurch zielgerichtet weiterentwickeln. Das Schöne: Unsere Methode funktioniert in jedem Team, obwohl jedes Team doch bekanntlich anders ist. Die insgesamt fünf Arbeitsschritte unserer Methode führen dich schrittweise durch den Regelkreis einer kontinuierlichen und nachhaltigen Teamentwicklung.

Wenn du mehr über die JTIA-Methode erfahren möchtest – ich habe dir alle wichtigen Informationen kompakt in dem von mir verlinkten Artikel zusammengefasst.

Wie viele Teams kann ein Scrum Master parallel begleiten?

Auf diese Frage gebe ich dir eine typische Antwort: Es kommt drauf an. Okay, lass mich etwas konkreter werden.

In vielen Organisationen müssen Scrum Master oder Agile Master zwei oder mehr Teams parallel begleiten. Das halte ich für wenig zielführend und für veraltet. Für mich ist die Betreuungsintensität eines Teams von drei Faktoren abhängig:

  • Dem Entwicklungsstand des Teams,
  • dem Entwicklungsstand der Organisation sowie
  • von dem Entwicklungsstand und der Ausbildung des Scrum Masters.

Ein erfahrener Scrum Master kann bestimmt zwei gut entwickelte Teams begleiten, weil sich der Aufwand pro Team in Grenzen hält. Schließlich führen sie beispielsweise ihr Daily-Standup und sogar möglicherweise ihre Retrospektive selbstständig durch – du erinnerst dich doch an den vorigen Absatz, oder?

Muss sich der Scrum Master jedoch in seine Aufgaben oder Rollen einarbeiten oder ist sein Team noch nicht entwickelt genug, sodass er durch alle Termine führen und diese moderieren muss, wird er bereits mit einem Team gut ausgelastet sein.

In meinem Blogartikel unter dem Titel "Wie viele Teams kann ein Scrum Master betreuen?" habe ich laut nachgedacht und dir meine Gedanken zu diesem Thema nochmal etwas ausführlicher aufgeschrieben. Ich bin mir sicher, dass sie dir weiterhelfen werden.

Markus Trbojevic
Dein Experte für Teamentwicklung
Teamentwickler, Coach und Autor von "Jedes Team ist anders".


Markus liebt es, wenn sich Teams entwickeln und sie sukzessive gemeinsame Erfolge feiern können. Als Autor des Praxisbuchs "Jedes Team ist anders" und als Trainer für Teamentwicklung hilft er dir dabei, starke Teams zu entwickeln.

Du hast Rückfragen zum Artikel oder möchtest mehr über Teamentwicklung erfahren? Dann freut sich Markus auf deine Kontaktaufnahme.
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