Was ist ein Team – mehr als eine Gruppe von Menschen

Manchmal hast du es eher mit einer Gruppe von Menschen als mit einem “richtigen” Team zu tun. In meinem Artikel gehen wir der Frage “Was ist ein Team?” nach. Hierfür beschreibe dir meine Definition eines Teams und dessen sieben Merkmale. Außerdem zeige ich dir, wie du meine Definition nutzen kannst, um dein Team weiterzuentwickeln.

Was ist ein Team - über Definition, sieben Merkmale und den Unterschied zu Gruppen.

Definition und Bedeutung: Was ist ein Team?

Schauen wir uns zunächst meine Definition eines Teams an, um der Frage “Was ist ein Team?” nachzugehen. Danach werde ich dir noch etwas Kontext geben, damit du meine Definition besser verorten und einschätzen kannst.

Ein Team ist ein fester Zusammenschluss von mindestens zwei, idealerweise fünf bis neun Personen, die gemeinsam auf ein Ziel hinarbeiten, das allen Teammitgliedern bekannt ist und das diese für erstrebenswert halten.

Um das gemeinsame Ziel zu erreichen, verfügt das Team über alle erforderlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Es ist befugt, eigenständig Entscheidungen von angemessener Tragweite zu fällen. Außerdem überprüft und adaptiert das Team regelmäßig die Wirksamkeit seiner Zusammenarbeit, die auf gelebten Werten, Prinzipien und Praktiken basiert.

Von agilen Rahmenbedingungen inspiriert

Die Team-Definition habe ich aus meiner langjährigen Erfahrung und Arbeit mit Teams aller Art in unterschiedlichen Organisationen abgeleitet. Deshalb ist sie auch von den Rahmenbedingungen inspiriert, die du in Teams und Organisationen vorfindest, die sich gemeinhin “agil” nennen.

Ich möchte aber betonen, dass ich solche Teams auch in anders strukturierten Organisationen vorgefunden habe. Meine Definition ist somit nicht auf Teams und Organisationen beschränkt, die “agil” genannt werden oder sich selbst so nennen – aus welchen Gründen auch immer.

Team-Definition hilft dir bei der Weiterentwicklung deines Teams

Im weiteren Verlauf dieses Artikels werde ich dir zeigen, wie du meine Definition nutzen kannst, um dein Team weiter zu entwickeln – sprich, um Teamentwicklung zu betreiben.

Aber bevor wir uns damit beschäftigen, werden wir weiter der Frage “Was ist ein Team?” nachgehen. Dafür werde ich dir zunächst die einzelnen Bestandteile der Team-Definition genauer erklären, indem wir uns jetzt die sieben Merkmale eines Teams anschauen.

7 Merkmale eines Teams

Werfen wir nun einen genaueren Blick auf sieben Merkmale, die den Unterschied zwischen einer Gruppe und einem echten Team ausmachen. Wenn du also Antworten auf die Frage “Was ist ein Team?” suchst: Es sind genau die sieben Merkmale, die ich dir jetzt beschreibe und die auch in der Team-Definition enthalten sind.

1. Ideale Teamgröße: Zwei bis neun Personen

Reichen zwei Personen, um ein Team zu bilden? Ja, um ein Team entsprechend meiner Definition zu bilden, sind eigentlich nur zwei Personen erforderlich. Für kleinere Aufgaben reicht das bestimmt aus. Die Erwartungen an ein Team und die Größe der Aufgaben gehen meistens jedoch über das hinaus, was zwei Personen realistisch leisten können. Deshalb finde ich eine Teamgröße von fünf bis neun Personen ideal.

Steigende Kommunikationsaufwände lassen größere Gruppen ineffektiv werden

Vielleicht fragst du dich jetzt, welche Bedeutung diese Zahl für ein Team hat? Hat er die gewürfelt, als er diesen Artikel geschrieben hat? Nein, keine Sorge. Es wurde wissenschaftlich nachgewiesen, dass bei Gruppen, die mehr als neun Mitglieder haben, die internen Kommunikations- und Abstimmungsaufwände ansteigen. Hierdurch wird die Gruppe zunehmend unbeweglicher, ineffizient und ineffektiv.

Lange dauernde Meetings: Ein Indiz für zu große Gruppen

Es geht somit bei größeren Gruppen ein entscheidender Vorteil verloren – ein deutlicher Unterschied zu einem Team. Bemerken wirst du das meistens an verlängerten, ewig dauernden Meetings oder Abstimmungsrunden, in denen in großer Gruppe diskutiert wird, um eine Entscheidung treffen zu können oder daran, dass die linke Hand nicht weiß, was die Rechte tut.

2. Fokus: Ein fester Zusammenschluss von Menschen

In vielen Organisationen sind mir Menschen begegnet, die in mehreren Teams arbeiten und ihre Arbeitszeit auf die jeweiligen Termine und Aufgaben aufteilen müssen. Meistens liegt das daran, dass diese Menschen ein besonderes Profil mitbringen, das im Unternehmen besonders gefragt, aber nicht ausreichend vorhanden ist. Auch Sparmaßnahmen seitens der Organisation habe ich schon als Ursache gesehen.

Ich sage dir: Lasse dich nicht darauf ein. Heutzutage steht in jedem halbwegs seriösen Buch, das sich mit Teams und Teamentwicklung beschäftigt, dass eine Aufteilung auf mehrere Teams einfach nicht funktioniert. Punkt.

Achte darauf, dass deine Teammitglieder nur in einem Team tätig sind

Der Grund: Teammitglieder, die in mehreren Teams arbeiten müssen, können es letztendlich keinem wirklich recht machen: Unterschiedliche Erwartungen, Terminkollisionen und beispielsweise wechselnde Anforderungen. Deshalb erschöpfen und frustrieren sie zunehmend. Achte darauf, dass deine Teammitglieder den größten Teil ihrer Arbeitszeit und Arbeitskraft exklusiv für dein Team aufbringen können. Nur so können sie sich fokussieren und Aufgaben in guter Qualität abschließen.

Sieben Merkmale machen den Unterschied zwischen einer Gruppe von Menschen und einem echten Team.

3. Ziel: Gemeinsam, für alle Teammitglieder erreichbar und erstrebenswert

Hast du schon mal an einem Ziel gearbeitet, das dich nicht inspiriert oder sonderlich interessiert hat? Ich habe das mal machen müssen. Wirklich ins Zeug gelegt habe ich mich dafür ehrlicherweise nicht. Das gleiche gilt auch für dein Team. Nur, wenn deine Teammitglieder ein gemeinsames Ziel haben, das allen bekannt ist und sie für erreichbar und erstrebenswert halten, werden sie auch daran arbeiten, es effektiv und in guter Qualität zu erreichen.

Ziele von der Organisation einfordern

In einigen Organisationen kann die Suche nach einem derartigen Ziel jedoch alles andere als leicht sein. Insbesondere, wenn das Team aus einer eigentlich gut gemeinten Umstrukturierung mehrerer Teams hervorgegangen ist.

In diesem Fall kannst du deine Teammitglieder in den Entstehungsprozess wertstiftender Ziele von Beginn an integrieren oder diese von der Organisation wiederholt einfordern. Gute Ziele haben eine wichtige Bedeutung für den Erfolg eines Teams – verzichte also nicht auf sie!

4. Fähigkeiten: Alle erforderlichen Fertigkeiten sind im Team vorhanden

Damit deine Teammitglieder ihr gemeinsames Ziel erreichen können, müssen sie über das notwendige Wissen und Können sowie idealerweise über ausreichend Erfahrung verfügen. Müssen also alle deine Teammitglieder alles wissen und können? Nein, es ist die Summe aller Fähigkeiten, die dazu führt, dass dein Team den richtigen Mix aus Wissen und Können hat, mit dem es sein gemeinsames Ziel erreichen kann.

Häufige Verzögerungen wegen externer Zulieferungen und eine hohe Anzahl von Abhängigkeiten zeigen dir, dass deinem Team wichtige Fähigkeiten fehlen, damit es seine gemeinsamen Ziele erreichen kann.

Skillmatrix hilft, fehlende Fähigkeiten zu identifizieren

Ich habe in diesem Zusammenhang gute Erfahrungen damit gemacht, mit den Teammitgliedern eine Skillmatrix zu entstellen. Welches Wissen oder welche Fähigkeiten benötigen sie? Welche sind schon vorhanden? Die daraus entstehende Übersicht ermöglicht deinem Team, seine Lücken beispielsweise mit tiefergehenden Trainings oder Pairprogramming zu schließen.

Die Definition von Team ist von agilen Rahmenbedingungen inspiriert.

5. Entscheidungen: Angemessene Entscheidungskompetenz

Wenn viele Entscheidungen von einer teamexternen Instanz wie beispielsweise Vorständen oder Lenkungsausschüssen getroffen werden, schränkt dies die Kreativität deiner Teammitglieder ein. Zusätzlich werden diese die fehlende Entscheidungsbefugnis als Zeichen des Misstrauens verstehen und davor zurückschrecken, Verantwortung für getroffene Entscheidungen oder das Endergebnis zu übernehmen. Die Wartezeiten bis teamexterne Instanzen eine Entscheidung getroffen haben, sorgen zusätzlich für Zeitverluste, wodurch ihr wichtige Vorteile der Teamarbeit verliert.

Mache dich für eine Entscheidungskompetenz deines Teams stark

Aus diesen Gründen solltest du deine Organisation darauf hinweisen, dass deine Teammitglieder befähigt sein müssen – im Rahmen ihrer Arbeit an den Zielen – die damit zusammenhängenden Entscheidungen treffen zu können.

Geeignete Methoden helfen, effizient Entscheidungen zu treffen

In der Umsetzung kannst du deine Teammitglieder unterstützen, indem du darauf achtest, dass sie sich in keine basisdemokratischen und zeitintensiven Diskussionen verstricken. Beispielsweise, indem du ihnen geeignete Methoden zeigst, die ihnen helfen, Entscheidungen effizient zu treffen.

6. Reflexion: Regelmäßige Überprüfung der Wirksamkeit und Zusammenarbeit

Ein wichtiger Punkt in meiner Definition eines Teams ist die regelmäßige Reflexion der Wirksamkeit.

Das heißt, dass deine Teammitglieder gemeinsam überprüfen, ob die gewählte Vorgehensweise und die Art ihrer Zusammenarbeit noch hilfreich und wirkungsvoll sind. Außerdem überprüft dein Team auch, ob es die gemeinsamen Ziele auf die aktuelle Art und Weise erreichen kann.

Regelmäßige Retrospektiven

Beide Perspektiven haben einen großen Einfluss auf den Erfolg deines Teams. Deshalb sind beide Perspektiven auch starke Argumente dafür, warum dein Team eine Retrospektive durchführen und deine Teammitglieder gemeinsam reflektieren sollten.

Eine Haltung der kontinuierlichen Verbesserung

Wird in der Retrospektive Optimierungspotenzial identifiziert, erarbeiten die Teammitglieder konkrete Maßnahmen und setzen diese zeitnah um, damit auch wirklich eine Verbesserung eintreten kann.

Je öfter deine Teammitglieder das machen, desto mehr entwickeln sie zunehmend eine Haltung der kontinuierlichen Verbesserung, durch die sie ihre Zusammenarbeit langfristig weiter verbessern wollen und werden.

Für eine Haltung der kontinuierlichen Verbesserung braucht es in deinem Team eine ausreichende psychologische Sicherheit

7. Werte: Die Zusammenarbeit basiert auf gelebten Prinzipien, Praktiken und Teamregeln

Gegenseitiger Respekt, Mut zu schwierigen Diskussionen und konstruktive Kritik sowie ein offener und ehrlicher Umgang miteinander. Dies sind Beispiele für Werte und Teamregeln, die dein Team als Fundament für seine Zusammenarbeit wählen kann.

Erwartungen werden explizit gemacht

Werte, Prinzipien und Teamregeln machen somit die Erwartungen deiner Teammitglieder an den Umgang miteinander explizit.

Werte müssen gelebt werden

Wertvoll werden Werte und Teamregeln allerdings erst, wenn sie auch wirklich gelebt werden – und nicht, wenn sie auf Kaffeetassen und Hochglanzposter gedruckt werden. Ersteres gelingt beispielsweise, indem du deinem Team die Werte vorlebst und Werteverletzungen thematisierst. Hierdurch hilfst du deinem Team, die Werte zu erleben, zu spüren und auch ihre Bedeutung zu verstehen.

In meinem Artikel über Werte, Prinzipien und Teamregeln habe ich dir beschrieben, wie du sie mit deinen Teammitgliedern erarbeiten kannst. Außerdem habe ich dir beschrieben, wie du dafür sorgen kannst, dass dein Team seine Werte auch lebt und sie zum Leben erweckt.

Für ein Hochleistungsteam müssen alle sieben Merkmale erfüllt sein

In den vergangenen Absätzen habe ich dir die sieben Merkmale vorgestellt, die ein richtiges Team ausmachen und es von einer Gruppe unterscheiden. Damit haben wir die Frage “Was ist ein Team?” geklärt.

Wenn du ein erfolgreiches Team – ein sogenanntes High Performance Team – entwickeln möchtest, solltest du darauf achten, dass alle sieben Merkmale grundlegend in deinem Team erfüllt sind. Insbesondere sollten alle notwendigen Fähigkeiten vorhanden und regelmäßige Retrospektiven etabliert sein.

Möglicherweise hast du nach den Merkmalen das Gefühl, dass Arbeitsgruppen oder sogenannte “Taskforces” auch ein Team entsprechend meiner Definition sein könnten. Dem ist aber nicht so. Deshalb schauen wir uns jetzt den Unterschied zwischen einer Arbeitsgruppe und einem Team an.

Danach zeige ich dir, wie du meine Definition in der Weiterentwicklung deines Teams nutzen kannst.

Der Unterschied zwischen richtigen Teams und Arbeitsgruppen

In vielen Organisationen gibt es noch weitere Formen der Zusammenarbeit. Diese kümmern sich beispielsweise um die Bearbeitung von Aufgaben und Themen, die von keinem der bereits bestehenden Teams übernommen werden können oder kurzfristig erledigt sein müssen.

Arbeitsgruppen und Taskforces fehlt emotionale Tiefe

Solche Arbeitsgruppen oder Taskforces werden oft zeitnah aus genau jenen Menschen gebildet, die benötigt werden, um ein plötzlich aufgetretenes Problem zu lösen. Auf der inhaltlichen Ebene haben einige Arbeitsgruppen in der Tat Ähnlichkeiten mit Teams und ihrer Bedeutung. Sie haben beispielsweise ein gemeinsames Ziel, Autonomie und die passende Kombination von Wissen und Fähigkeiten. Ihnen fehlt jedoch oftmals die emotionale Tiefe.

Psychologische Sicherheit ist die Voraussetzung für ein Hochleistungsteam

Aus diesem Grund habe ich in meiner Definition ein Team als einen festen Zusammenschluss von Personen definiert. Ich bin nämlich davon überzeugt, dass nur dann ein großes gegenseitiges Vertrauen und eine Arbeitsatmosphäre entstehen kann, in der alle Teammitglieder zum Wohle des gemeinsamen Ziels ihre Meinungen und Gedanken offen äußern.

Eine solche sichere Arbeitsatmosphäre wird auch als psychologische Sicherheit bezeichnet und ist der Unterschied zwischen Teams, die Erfolge feiern und den Teams, die nicht so richtig vom Fleck kommen.

Arbeitsgruppen sind keine Teams

Um auf unsere Frage “Was ist ein Team?” zurückzukommen: Aufgrund der fehlenden emotionalen Tiefe und des festen Zusammenschlusses sind Arbeitsgruppen für mich keine Teams, sondern – der Name verrät es bereits – eher Gruppen von Menschen.

Du möchtest verstehen, wie sich Teams wirklich entwickeln?

Im Intensivtraining für nachhaltige Teamentwicklung zeigen wir dir, wie du das Verhalten deiner Teammitglieder verstehen und dein Team zielgerichtet weiterentwickeln kannst.

In Teams, die Scrum nutzen, moderiert ein Scrum Master die Retrospektive seines Teams

Hast du eine Gruppe von Menschen oder ein richtiges Team?

Mithilfe der Team-Definition sind wir der Frage “Was ist ein Team?” nachgegangen. Wir haben uns ausführlich mit sieben Merkmalen beschäftigt, die ein Team ausmachen. Außerdem haben wir uns den Unterschied zwischen einem “richtigen” Team und einer Arbeitsgruppe angeschaut.

Jetzt nutzen wir meine Definition und die sieben Merkmale für die Weiterentwicklung deines Teams.

Dafür benötigst du nur drei einfache Schritte:

  • 1. Reflektiere über die sieben Merkmale
    … wie schätzen du, deine Teammitglieder und Führungskräfte die Situation ein?
  • 2. Schätze das Ergebnis ein
    … welche Auswirkungen haben nicht erfüllte Merkmale auf dein Team?
  • 3. Ableitung der nächsten Schritte
    … was ist konkret zu tun?

Jetzt stelle ich dir die drei Schritte im Detail vor.

Schritt 1: Reflektiere über die sieben Merkmale

Im ersten Schritt geht es zunächst um eine Bestandsaufnahme.

Hierfür reflektierst du zunächst allein und anschließend mit deinen Teammitgliedern, anderen Team-Coaches, Scrum Mastern oder Führungskräften über dein Team. Nutze dafür folgende Leitfragen:

  • Welche der sieben Merkmale sind in deinem Team erfüllt?
  • Welche nicht?
  • Welche Folgen hat es, dass einzelne Merkmale nicht erfüllt sind? Wird die Erreichung der gemeinsamen Ziele hierdurch verzögert oder sogar verhindert? Oder ist es egal, weil das keine Auswirkungen auf dein Team hat?

Nutze die gemeinsame Retrospektive

Tipp: Als Rahmen für die Reflexion eignet sich meiner Erfahrung nach sowohl die (hoffentlich) regelmäßig stattfindende Retrospektive deines Teams als auch ein gesonderter Termin mit deinen Teammitgliedern. Um für ein gemeinsames Verständnis des “Team”-Begriffs zu sorgen und die Frage “Was ist ein Team?” zu beantworten, stellst du am besten zunächst meine Definition eines Teams sowie die sieben Merkmale kurz vor. Anschließend könnt ihr an den obigen Leitfragen arbeiten – bei zu vielen Teilnehmenden gern in Kleingruppen.

Folgen für die Erreichung der gemeinsamen Ziele

Was können mögliche Folgen sein, wenn einzelne Merkmale nicht erfüllt sind? Damit du mögliche Auswirkungen auf dein Team besser einschätzen kannst, gebe ich dir drei Beispiele, die ich schon in Teams und Organisationen beobachten durfte:

  • Fehlende Ziele können zu fehlendem Teamgefühl führen – eben, weil das gemeinsame Problem fehlt.
  • Zu viele Abhängigkeiten und fehlende Fähigkeiten im Team können zu Verzögerungen und Wartezeiten führen.
  • Zu große Teams mit zu vielen Teammitgliedern können für uneffektive Abstimmungen, Entscheidungen und langen Meetings sorgen.

Wichtig: Achte darauf, dass alle Beteiligten bei der Reflexion ehrlich sind. Nur dann könnt ihr die Team-Definition nutzen, um euch wirklich zu verbessern.

Schritt 2: Schätze das Ergebnis ein

Du hast mit deinen Teammitgliedern über das eigene Team reflektiert? Super!

Dann geht es jetzt an die Auswertung bzw. Einschätzung des Ergebnisses. Dabei können dir zwei Möglichkeiten begegnen:

  • A: Es sind alle Merkmale erfüllt oder fehlende Merkmale haben keine Auswirkungen auf die Erreichung der gemeinsamen Ziele.
  • B: Es sind nicht alle Merkmale erfüllt und das hat Auswirkungen auf die Erreichung der gemeinsamen Ziele.

Alle Merkmale sind erfüllt oder es gibt keine Auswirkungen

Herzlichen Glückwunsch! Du hast es wirklich mit einem Team zu tun!

Aus der Team-Definition und meiner Frage “Was ist ein Team?” kannst du aktuell keine weiteren Schritte für die Entwicklung deines Teams ableiten. Behalte die sieben Merkmale dennoch im Blick, falls sich daran etwas ändern sollte.

Deinen Fokus solltest du allerdings darauf richten, dein Team zielgerichtet und kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Nutze hierfür das Modell für nachhaltige Teamentwicklung. Das Modell hilft dir, die richtigen Entwicklungsmaßnahmen auszuwählen, damit du dein Team zielgerichtet in den fünf Handlungsfeldern psychologische Sicherheit, Wissen, Erfahrung, Haltung und Werte weiterentwickeln kannst.

Im dazugehörigen Artikel habe ich dir die Hintergründe des Modells beschrieben. Außerdem findest du dort alles Wichtige zur Anwendung des Modells.

Wenn du das Modell mit mir zusammen kennenlernen möchtest, bist du im Intensivtraining für nachhaltige Teamentwicklung genau richtig. Dort stelle ich dir das Modell vor, damit du es anschließend direkt in Kleingruppen ausprobieren kannst.

Nicht alle Merkmale sind erfüllt und sie haben Auswirkungen

In deinem Team sind nicht alle Merkmale erfüllt? Sie haben Auswirkungen auf die Zusammenarbeit deiner Teammitglieder?

Dann mache bei Schritt 3 weiter, damit wir die nächsten Schritte ableiten können.

Schritt 3: Ableitung der nächsten Schritte

Im vorigen Schritt hast du festgestellt, dass nicht alle Merkmale in deinem Team erfüllt sind. Außerdem hast du festgestellt, dass dies Auswirkungen auf die Erreichung der gemeinsamen Ziele hat.

Daraus leiten wir jetzt die nächsten Schritte ab.

Aus der Reflexion mit deinem Team ergeben sich zwei mögliche Erkenntnisse:

  • Du hast es in Wirklichkeit mit einer Gruppe zu tun oder
  • Du hast es mit einem richtigen Team zu tun.

Schauen wir uns beide Möglichkeiten genauer an.

Schritt 3.1: Du hast es mit einer Gruppe zu tun

  • Bildet das “Team” eine disziplinarische oder organisatorische Klammer?
  • Wurden Mitarbeitende mit ähnlichen Aufgaben zusammengefasst?
  • Fehlt es dem “Team” an einem gemeinsamen Ziel und lässt sich das auch nicht ändern?
  • Müssten sich alle Beteiligten verbiegen, um zu einem Team entsprechend der Definition zu werden?

Wenn du bei bei einigen Fragen gedanklich mit “Ja!” antwortest, hast du es eher mit einer Gruppe von Menschen, als mit einem richtigen Team zu tun.

Disziplinarische Gruppen und Chapter sind keine Teams

Praktische Beispiele für solche Gruppen sind Führungskräfte-Teams, in denen Führungskräfte aus unterschiedlichen Bereichen organisiert sind oder sogenannte Chapter, in denen zum Beispiel Scrum Master sitzen, die in unterschiedlichen Teams und Bereichen wirksam sind. Sie können kein gemeinsames Ziel finden, weil sie in unterschiedlichen Bereichen tätig sind. Deshalb hast du es mit einer Gruppe von Menschen und keinem richtigen Team zu tun.

Es ist nicht schlimm, kein Team zu sein

Ist das schlimm? Nein, auf keinen Fall. Häufig ist diese Erkenntnis für die Beteiligten sogar befreiend.

Wichtig ist, dass du dieses Ergebnis akzeptierst.

Deshalb solltest du auf keinen Fall zwanghaft nach Zielen oder einer gemeinsamen Mission suchen. Verschwende keine Zeit, um die sieben Merkmale zu erfüllen. Auch eine Vision oder Teambuilding-Events scheinen mir wenig hilfreich zu sein. Zumindest werden sie dir auch nicht dabei helfen, das fehlende Teamgefühl herzustellen – verzichte deshalb auf sie, sofern die Gruppenmitglieder nicht explizit danach fragen.

Trotz dieser Einschränkungen kannst du an der Weiterentwicklung deiner Gruppe arbeiten. Wichtig ist nur, dass du dabei die genannten Einschränkungen beachtest. Nutze regelmäßige Retrospektiven, um den Austausch der Gruppenmitglieder untereinander zu fördern. Außerdem können Austauschtermine deinen Teammitgliedern helfen, Gemeinsamkeiten oder Muster in den eigenen Tätigkeiten aufzudecken.

Schritt 3.2: Du hast es mit einem Team zu tun – es sind aber nicht alle Merkmale erfüllt

Du hast ein Team – dann arbeiten wir jetzt daran, es voranzubringen. Wie wir das tun? Indem wir dafür sorgen, dass die Merkmale der Team-Definition erfüllt werden.

Dafür erarbeiten du und deine Teammitglieder zunächst eine Liste von Veränderungen, die notwendig sind, damit dein Team alle Merkmale erfüllt, die die Arbeit an den gemeinsamen Zielen bisher erschweren oder verhindern.

Beispiele für mögliche Veränderungen:

  • Ergänzung des Teams um weitere Mitglieder, die dringend benötigte Fähigkeiten mitbringen (weniger Abhängigkeiten nach Außen).
  • Erarbeitung der Ziele gemeinsam mit Führungskräften.
  • Aufteilung des Teams in mehrere neue Teams mit unterschiedlichen Zielen (Mehrere kleinere Teams statt einem großen Team).

Wie immer gilt auch hier: Jedes Team ist anders.

Unterstützung der Organisation einfordern

Bei der Umsetzung von Veränderungen seid ihr glücklicherweise nicht auf euch allein gestellt. Macht euch deshalb auch darüber Gedanken, wer euch bei der Umsetzung der Veränderungen helfen und unterstützen soll: Führungskräfte, andere Teams oder Team-Coaches, Betriebsräte oder auch die Personalabteilung sind nützliche Ansprechpartner in solchen Situationen.

Die letztendliche Umsetzung der Merkmale ist häufig herausfordernd und schwierig. Insbesondere Organisationen, die sich in agilen Transformationen befinden, tun sich erfahrungsgemäß schwer, Teamstrukturen oder Ziele einzelner Teams zu verändern.

Deshalb sage ich dir aus eigener Erfahrung: Bereite dich gut auf Gespräche mit Führungskräften vor, bevor du ihre Unterstützung einforderst. Erarbeite eine Liste sinnvoller Argumente. Achte auf dich und gib nicht auf. Deine Teammitglieder werden es dir danken.

Tipp: Ein Modell für die Weiterentwicklung deines Teams

Bei der Arbeit mit deinen Teammitgliedern und deiner Organisation kann dir ein Modell für Teamentwicklung helfen.

Beispielsweise, indem du es nutzt, um die Hintergründe von Verhaltensweisen zu verstehen oder mit deinen Teammitgliedern den nächsten Entwicklungsschritt zu erreichen. Wenn ich von einem Modell für Teamentwicklung spreche, haben viele Menschen automatisch das Phasenmodell von Tuckman im Kopf.

Phasenmodell von Tuckman oft falsch verstanden

Das Phasenmodell? “Wenn wir etwas am Team ändern, geht es automatisch wieder durch das Norming, Forming, Storming! Da müssen wir aufpassen!” Kennst du solche Aussagen auch? Immer wieder höre ich von erfahrenen und langjährigen Führungskräften, Scrum Mastern oder Coaches, dass Teams automatisch irgendwelche Phasen durchlaufen oder sie ihre Teams ins Performing bringen zu müssen.

Für die Umsetzung der sieben Merkmale und der Definition von Team sind explizite Phasen vorgesehen: Das Phasenmodell bzw. die Teamuhr von Tuckman

Kein Wunder, weil auch heute noch viele Scrum Master nicht verstanden haben, dass ihre Scrum Master Zertifizierung nicht ausreicht, um Teams zu entwickeln, sondern, dass sie neben Teamentwicklung viele andere Dinge dafür verstehen und beherrschen müssen.

Mit ihren Gedanken interpretieren Führungskräfte, Scrum Master und Team-Coaches einen Automatismus in die Teamuhr von Tuckman und in den Ablauf der Phasen hinein, den Tuckman so nie beschrieben hat. Schließlich kann es in der Realität auch gar keinen starren Ablauf von Phasen geben, der bei allen Teams gleich sein soll. Wie auch, wo doch jedes Team anders ist.

Im verlinkten Artikel habe ich dir beschrieben, in welchen seiner Schlussfolgerungen Bruce Tuckman falsch gelegen hat und wie Pamela Knight diese mit ihrer Studie im Jahr 2007 widerlegt hat. Stattdessen empfehle ich dir das Modell für nachhaltige Teamentwicklung.

Das Modell für nachhaltige Teamentwicklung ist eher als eine Art Gedankenmodell oder Modell zur Reflexion zu verstehen. Es besteht aus fünf Handlungsfeldern, in denen sich Teams und Menschen entwickeln: Psychologische Sicherheit, Wissen, Erfahrung, Werte und Haltung.

Das Modell für nachhaltige Teamentwicklung kann den Unterschied zwischen Gruppe und Team machen

Das eigene Team aus fünf Perspektiven beleuchten

Wenn du das Modell verinnerlicht hast, hilft es dir, darüber zu reflektieren, warum sich deine Teammitglieder oder Personen aus der Organisation so verhalten, wie sie es tun. Warum kommt ein Teammitglied immer zu spät zum Teammeeting?

  • Fehlt ihm eine vertrauensvolle Atmosphäre, also die psychologische Sicherheit (Mit meiner Verspätung dauert das Meeting ja nicht mehr so lange…)?
  • Fehlt es dem Teammitglied an Wissen, weil ihm Sinn und Zweck des Meetings nicht klar sind?
  • Oder fehlen Werte wie Pünktlichkeit oder Respekt im Team?
  • …und, und und.

Du siehst: Richtig angewendet, hilft dir das Modell dabei, dein Team und auch dich persönlich kontinuierlich wie auch nachhaltig weiterzuentwickeln. Zielgerichtet – versprochen.

Dein Experte für Teamentwicklung

Markus Trbojevic, Autor von "Jedes Team ist anders" und Teamentwickler aus Leidenschaft.

Markus Trbojevic
Teamentwickler, Coach und Autor von „Jedes Team ist anders“.

Markus liebt es, wenn sich Teammitglieder entwickeln und als Team sukzessive Erfolge feiern. Als Autor von „Jedes Team ist anders“ sieht er seine Mission darin, dir Teamentwicklung möglichst nahbar und verständlich zu machen, damit du ein starkes Team entwickeln kannst.

Du hast Rückfragen? Dann freut sich Markus auf deine Kontaktaufnahme über das Kontaktformular oder, indem du ihm einen Termin für eine Videokonferenz einstellst.